Unsere Wahlanalyse

Auch in 2014 ist ein detaillierter Blick auf die Wahlergebnisse recht interessant, wir wollen deshalb diese Tradition fortsetzen. Zu beachten ist hierbei aber immer, dass die Briefwähler einen gemeinsamen Stimmbezirk ("101") bilden - der Aufschluss nach den Dörfern bleibt so auf die Wahllokale beschränkt - je größer der Briefwähleranteil, umso weniger kann zwischen unseren Dörfern statistisch gesichert unterschieden werden.

Wahlberechtigung

Die Zahl der Wahlberechtigten ist seit der letzten Kommunalwahl 2008 erneut angestiegen, und zwar in allen drei Dörfern um 60 auf jetzt 1654 Wahlberechtigte,
in Hagelstadt um 30 auf 1173  (+2,6%),
in Langenerling um 7 auf 305 (+2,3%),
in Gailsbach um 23 auf 176 (+15%).

In der Periode davor war die Zunahme der Zahl der Wahlberechtigten mit 175 fast dreifach so groß. Hier wirken sich einerseits Veränderungen an der Einwohnerzahl aus (z. B. durch das Baugebiet Sattlerholz in Hagelstadt in der vorherigen Periode, den Auweg in Gailsbach aktuell), aber auch der demografische Wandel mit einem kleiner werdenden Anteil der Jugendlichen unter 18 Jahren relativ zu einer weiterhin älter werdenden Bevölkerung.

Wahlbeteiligung und Briefwähleranteil

Vom Wahlrecht Gebrauch machten 1235 Bürger, das sind geringfügig weniger als in der vorherigen Kommunalwahl (1286). Es entspricht aber einer weiterhin erfreulich hohen Wahlbeteiligung von 74,7%. Hagelstadt hatte dabei eine Wahlbeteiligung von etwa 74%, Gailsbach von fast 81% und Langenerling von fast 78%.

Mehr als die Hälfte der Wähler(!), nämlich 633 (51,3%), gaben ihre Stimme per Briefwahl ab. Das ist eine weitere enorme Steigerung gegenüber 2008 (447 Briefwähler) und 2002 (269 Briefwähler). Angesichts der großen und eher unübersichtlichen Wahlzettel vor allem für die Kreistagswahl, aber auch für die Gemeinderatswahl, erlaubt die Briefwahl eine ruhige Auswahl der Stimmen für Kumulierer und Panaschierer, die im Wahllokal in angemessener Zeit fast nicht möglich ist.
Die in den Wahllokalen abgegebenen Stimmen zeigen leicht unterschiedliche Wahlbeteiligungen in den drei Wahllokalen: in Hagelstadt 441 Wähler (37,6% der Wahlberechtigten), in Langenerling 94 Wähler (30,8%) und in Gailsbach 67 Wähler (38,1%).

Klares Votum für Dr. Bausenwein als Bürgermeister

Insgesamt gaben 694 Wähler (57%)  Dr. Bausenwein auf dem Stimmzettel der Bürgermeisterwahl ihre Stimme, Volker Grönhagen kreuzten 523 Wähler an (43%). 18 Stimmen waren ungültig. Das ist ein klares Votum. 2008 erhielt Anton Haimerl 685 Stimmen - freilich gegen zwei Mitbewerber, aber bei mehr Wählern (51 mehr abgegebene Stimmen).

Die Dörfer wählten, wie schon bei der Kommunalwahl 2008 nicht einheitlich.
Das relativ beste Ergebnis erzielte Dr. Bausenwein im Gailsbacher Wahllokal, wo 55 von 66 Wählern (83%) ihn wählten (Grönhagen 11 Wähler [16,7%]). Im Hagelstädter Wahllokal war die Stimmenverteilung 236:197 Stimmen (54,5% : 45,5%). Im Langenerlinger Wahllokal erzielte Grönhagen dagegen 15 Stimmen mehr (54) als Dr. Bausenwein (39). Der Stimmanteil hier lautete also 58,1%:41,9. In allen drei Wahllokalen zusammengenommen ergaben sich 330 Stimmen für Dr. Bausenwein und 262 Stimmen für Grönhagen (55,7%: 44,3%).

In der Briefwahl (alle 3 Dörfer zusammen) erhielt Dr. Bausenwein 364 Stimmen, Grönhagen 261 Stimmen (58,2%: 41,8%). Es ergibt sich also ein ziemlich einheitliches Bild - mit Ausnahme des Langenerlinger Wahllokals, dessen Ergebnis aus der Reihe fällt.

Die Gemeinderatswahl

Wie schon 2008 waren auch 2014 insgesamt 14 Gemeinderäte zu wählen. 4 Listen sind angetreten, die Freie Wählergruppe Hagelstadt (FWH), die CSU-Wählergemeinschaft Hagelstadt (CSU/WG), die Wählervereinigung Langenerling (WVL) und die Wählergruppe Gailsbach (WGG). Die Freie Wählergruppe Hagelstadt wird erneut 6 Gemeinderäte stellen. Die Liste CSU-Wählergemeinschaft erhält die 4 Sitze, die bei der Kommunalwahl 2008 die Wählergemeinschaft hatte. Die Wählergruppe Gailsbach hat die Sensation geschafft, 2 Sitze im Gemeinderat zu bekommen. Die Langenerlinger Wählervereinigung hat einen von vorher drei Sitzen verloren, und stellt so ebenfalls 2 Sitze.

Insgesamt haben die 1235 Wähler 31840 gültige Stimmen vergeben. Es wurden also von 34580 möglichen Stimmen 2740 Stimmen nicht genutzt. Das sind 7,9%, die entweder ungültig abgegeben oder verschenkt worden sind. Zieht man die ungültigen Stimmen ab, so sieht man, dass die meisten Wähler sehr genau darauf achten, ihre Stimmen auch zu nutzen.

Die Stimmenbilanz zwischen den Dörfern:
Wie schon im Vorjahr wird zwischen den Dörfern teilweise kräftig gewählt - wie es einer Personenwahl ja auch entspricht. Die Gailsbacher Liste hat aus dem Wahllokal Hagelstadt höchst bemerkenswerte 491 Stimmen erhalten, umgekehrt flossen aus dem Gailsbacher Wahllokal 266 Stimmen an die Hagelstädter Listen (102 an die CSU/WG,  164 an FWH). Hier sind also einige Stimmen zugunsten der Gailsbacher Liste geflossen. Es darf hier angemerkt werden, dass die Gailsbacher auch in Hagelstadt Werbung für ihre Liste gemacht haben - vielleicht also mit Erfolg. Die 18 Kandidaten der Langenerlinger Wählervereinigung erhielten 204 Stimmen aus dem Hagelstädter Wahllokal. Umgekehrt sind aus Langenerling 454 Stimmen an die Hagelstädter Listen gegangen (188 an CSU/WG,  266 an FWH).
Es bleibt die Tendenz, dass die Liste der Freien Wählergruppe Hagelstadt mehr Stimmen aus Langenerling und aus Gailsbach erhält als die CSU/WG - wenngleich dieser Effekt lange nicht mehr so stark ausgeprägt war wie bei der Kommunalwahl 2008.

Stimmverteilung auf die 4 Wahlvorschläge (FWH, CSU/WG, WVL und WGG)

Die Gesamtstimmenzahl für die Freie Wählergruppe Hagelstadt (FWH) liegt mit 13110 auf absolutem Höchstwert (41%, im Vergleich 2008: 12516 Stimmen, bzw. 37,0% und 2002 31,7%). Es bleibt dennoch bei 6 Sitzen. Die CSU/WG erhielt 9518 Stimmen, etwas weniger als 2008 (9670 Stimmen, bzw. 28,5%), konnte aber 4 Sitze halten. Die Langenerlinger Liste (VWL) erhielt mit 5050 Stimmen deutlich weniger Stimmen als 2008 (6297), was letztlich zum Verlust eines Sitzes für die WVL im Gemeinderat führt. Die Gailsbacher Liste (WGG) erhielt 4162 Stimmen (2008: 3621 Stimmen). Das ist mehr als die 143 Wähler in Gailsbach aus eigener Kraft hätten erreichen können, selbst wenn sie keine einzige Stimme verschenkt oder außerhalb gewählt hätten!

Der neue Gemeinderat setzt sich zusammen aus

Bausenwein Bernhard156

Dr. Bernhard Bausenwein

1210 Stimmen, FWH, als Bürgermeister unabhängig von der Stimmenzahl gesetzt

Meier Sepp156

Sepp Meier

1062 Stimmen, FWH

Turicik Peter156

Peter Turicik

981 Stimmen, FWH

 

Thomas Scheuerer

963 Stimmen, CSU/WG

Schmidbauer Albert156

Dr. Albert Schmidbauer

944 Stimmen, FWH

 

Volker Grönhagen

821 Stimmen, CSU/WG

 

Markus Bernhuber

784 Stimmen, CSU/WG

Lichtenegger Georg156

Georg Lichtenegger

745 Stimmen, FWH

Beck Heinz156

Heinz Beck

706 Stimmen, FWH

 

Dr. Markus Riedhammer

611 Stimmen, CSU/WG

Goetzfried Robert156

Robert Götzfried

594 Stimmen, FWH

 

Theresa Flotzinger

577 Stimmen, WVL

 

Xaver Ofenbeck

522 Stimmen, VWL

 

Johannes Rosenbeck

399 Stimmen, WGG

 

Robert Buchner

311 Stimmen, WGG


Nachrücker für die CSU/WG sind Heidi Schiller (565 Stimmen) und Christine Pechtl (477 Stimmen).
Nachrücker für die FWH sind Konstantin Sprenger (447 Stimmen) und Romana Stoffl (435 Stimmen).
Nachrücker für die WVL sind Markus Meier (446 Stimmen) und Mathias Gruber oder Florian Häupl (beide 347 Stimmen).
Nachrücker für die WGG sind Lothar Limmer (283 Stimmen) und Josef Forstner (sen., 276 Stimmen).

Anmerkungen zur Wahl

Frauen - (k)ein Thema in Hagelstadt?

Als Besonderheit fällt auf, dass mit der Ausnahme von Theresa Flotzinger keine Frau in den Gemeinderat gewählt wurde, obwohl durchaus einige Kandidatinnen auch auf vorderen, aussichtsreichen Plätzen aufgestellt waren. Insbesondere befanden sich unter den ersten 10 Listenplätzen Christine Pechtl und Heidi Schiller (beide CSUWG, letztere langjährige Gemeinderätin), Romana Stoffl und Ivonne Soller (beide FWH), sowie Barbara Schnabl und Petra Hierl (beide WGG). Immerhin befinden sich 3 Kandidatinnen auf Nachrückerplätzen. Vielleicht hat die verkrampfte, oft kämpferische Atmosphäre des letzten Gemeinderats nicht nur die Bereitschaft zu kandidieren beeinflusst, sondern auch den Wähler davon abgehalten, Frauen einer solchen Umgebung "auszusetzen". Wie auch immer, sollte uns das jedenfalls nachdenklich stimmen.

Dorflisten

In der Analyse des Kommunalwahlergebnisses von 2008 haben sich Dr. Schmidbauer und Günter Denk mit der Frage der Sinnhaftigkeit von Dorflisten in einer zusammenwachsenden Gemeinde beschäftigt. Inhaltlicher Schwerpunkt waren Überlegungen, in denen das Miteinander und das gerechte Berücksichtigen aller Interessen im Sinn aller Gruppierungen sind, und dass deshalb die teilweise historisch begründeten Dorflisten eines Tages der Vergangenheit angehören könnten.
Bei diesen richtigen Überlegungen blieb allerdings unberücksichtigt, dass unsere 3 Dörfer sehr unterschiedlich groß (oder besser "klein") sind. Hierbei kommt es zu einer unterschiedlichen Gewichtung der Stimmen, weil die Ortslisten unterschiedlich "stark" sind. Die Gewichtung der Stimmen nach Ortsgröße erscheint zwar einerseits ungerecht, weil sie jedem Einwohner eines ganz kleinen Dorfes ein Mehr an relativem Stimmgewicht verschafft als den Einwohnern der größeren Ortschaften. Andererseits wäre es, wenn es nur allgemeine dorfübergreifende Listen gäbe, ebenfalls ungerecht, wenn aufgrund von persönlicher Bekanntheit oder von Familienzusammenhängen auch sehr gut geeignete Vertreter kleinerer Dörfer dann statistisch gesehen vielleicht schlechtere Chancen auf einen Sitz im Gemeinderat hätten. Insofern gibt es für den Erhalt von Dorflisten ebenso gute Gründe wie für übergreifende Listen.
Diesen Effekt sieht man z.B. auch bei Kreistagswahlen - hier haben Vertreter der kleineren Gemeinden einfach weniger Chancen - und auch das ist natürlich letztendlich keine demokratische Chancengleichheit, also eher ungerecht. Umgekehrt müssen die Bewerber auf stimmstarken Listen mehr Stimmen für einen Sitz erhalten als auf schwächeren Listen.

Parteipolitik

Einmal mehr hat der CSU-Ortsverband Hagelstadt-Langenerling versucht, die erfolgreiche landes- bzw. bundespolitische Stimmung für die CSU zu nutzen, um kommunalpolitische Vorteile daraus zu ziehen.
Es gab dadurch einige Vorteile: Den ersten Platz der Liste, den Bezug auf beliebte Landes- und Bundespolitiker, damit den Anschein von Macht und Einfluss, sowie den Zugriff auf erfolgreiche Logos und eine vertraute Farbgebung. Es gab aber auch Nachteile, insbesondere finden sich jetzt Mitglieder eines gemeinsamen CSU-Ortsverbands auf verschiedenen Listen, der CSU-WG Hagelstadt und der Wählervereinigung Langenerling, was anscheinend vor allem für die Betroffenen selbst für Verwirrung gesorgt hat (beinahe wäre die Langenerlinger Liste deshalb nicht gültig gewesen - was einen demokratischen GAU bedeutet hätte). Möglicherweise hat es der Langenerlinger Liste aber auch tatsächlich Stimmen gekostet, weil sich nur 18 Kandidaten bereitfanden, zu kandidieren. Langenerling hatte diesmal auch eine geringere Wahlbeteiligung (etwa 78%. 2008 waren es noch 82.5%).
 
Parteipolitik sollte nach unserer Meinung die Kommunalpolitik nicht beherrschen  - schließlich gestalten die Parteien ihre Programme eher im Hinblick auf bundespolitische und landespolitische Themen. Kommunalpolitische Bedürfnisse werden von den Parteien vor allem in Zeiten von Kommunalwahlen entdeckt. Schon gar nicht können die teilweise unterschiedlichen Bedürfnisse einzelner Gemeinden zum Leitfaden parteipolitischen Denkens werden. Anders als in der Landes- oder Bundespolitik ist die Kommunalwahl zumindest in kleineren Dörfern eine Persönlichkeitswahl, in der einer Mehrheit bekannte Personen aufgrund ihrer Wesensart und ihrer vermuteten oder nachgewiesenen Fähigkeiten gewählt werden. Geeignete Personen können sich ohne jede Frage natürlich auch parteipolitisch engagieren - aber das Engagement für die eine oder andere politische Partei macht Kandidaten weder für die Bürgermeister- noch für die Gemeinderatswahl geeigneter. Das hat auch die Kommunalwahl 2014 wieder sehr deutlich gemacht.


 

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Kommunalwahl 2014